Ein Jagdhund als
unkomplizierter Begleiter

SHM-Leserin lreanah Staub-Haug lebt im Winterhalbjahr in Spanien und freut sich, auch dort das «Schweizer Hunde Magazin» regelmässig lesen zu können. Sie schrieb uns folgende Zeilen.

[...] Dank Natural Dogmanship nach Jan Nijboer haben wir unseren Traumhund bekommen! Wie das? Weihnachten vor sechs Jahren lief uns auf einer kleinen Kykladeninsel eine halb verhungerte Jagdhündin zu [...].Sie war sehr schüchtern und liess sich erst nach zwei Tagen anfassen, folgte uns auf Schritt und Tritt, wagte aber nicht ins Haus zu kommen, sodass wir ihr draussen vor der Tür eine Hütte hinstellten. Sie wagte auch nicht diese zu betreten, sondern legte sich auf sie. Nach drei Tagen traute sie sich dann ins Haus und blieb. Wir päppelten sie auf und nahmen sie nach drei Wochen mit in die Schweiz.

Unsere erwachsene Tochter wollte schon immer einen ei­genen Hund und hatte sich in die hübsche Hündin verliebt, obwohl sie 13 Kilo Untergewicht hatte und seit einem Monat trächtig war. Das wussten wir aber noch nicht, sondern merkten es erst, als sie acht Welpen warf. Wir hatten gedacht, sie wäre durch unser gutes Essen so rund geworden. Der Kleinste, ein Rüde, wollte dann für immer bei uns bleiben, alle anderen fanden gute Plätze, zwei davon bei Jägern, da es sich um die typisch griechischen Laufhunde handelt (ähnlich dem Jura Laufhund), die für die Hasen- und Kaninchenjagd gezüchtet werden und tolle Stöberhunde sind.

Vor vierzig Jahren kannte man nur die Unterordnung und Schutzhundeausbildung [...]. Kurze harsche Befehle waren üblich. Dies konnte ich mir mit dieser scheuen Hündin und ihrem ebenso zurück haltenden Jungen nicht vorstellen. Zu­ dem zeigte die Hündin Panik, wenn man sie an die Leine neh­men wollte. Wir mussten uns neue Wege suchen. Ich kaufte alle Literatur, die sich als modern und zeitgemäss zeigte und las sie durch. Dabei bemerkte ich, dass es heute ganz anders zugeht: leise, mit Handzeichen, positiven Verstärkern und viel Motivation. Über Umwege [...] fand ich zu Jan Nijboer, der eine für mich total andere Ausbildungsweise anbot, in­ dem er den Hunden nicht das Jagen verbietet, sondern eine Ersatzjagd anbietet, die den Hunden erlaubt, ihre natürlichen Triebe auszuleben, bei der sie Nase, Gehör, Augen sowie den Verstand einsetzen dürfen, Fährten verfolgen, ihre Beute (Futterbeutel) auf dem Feld oder im Wald suchen, diese aus Sand, Heu- oder Blätterhaufen ausgraben, sich durch den Hundeführer mittels Pfiffen, Handzeichen, Gesten (auch aus der Distanz) führen lassen, die Beute zurückzubringen, Het­zen dürfen (Reizangelspiel). [...]

Unser Siros ist heute Meister in der Jagdhundedisziplin. Er liebt das Fährten, die Menschensuche, die Schleppsuche einer Spur, das Aufspüren seiner Beute (Futterbeutel), klettert sogar auf schräge Bäume, um seinen «Vogel» zu fangen und gräbt Lö­cher, um an seinen versteckten «Hasen» (den Futterbeutel) zu kommen, den er schwanzwedelnd zu uns bringt, weil er weiss, dass wir den Beutel für ihn öffnen und wir ein gemeinsames Jagderlebnis hatten, was die Bindung zu uns sehr vertiefte. [...]

So entstand ein Miteinander statt eines alleine losziehenden Hundes, der Katzen, Hühner und andere Tiere jagt! Weil unser Hund diese Alternativjagd kennt, lässt er alle anderen Tiere in Ruhe - sogar Hasen, zu deren Jagd er ja gezüchtet wurde! [...]